Forschungsprojekt Ökologische Konflikte
Eine neue Forschungsgruppe an der Humboldt-Uni Berlin und der Universität Erfurt untersucht bis 2026 wie in aktuellen Auseinandersetzungen »Konturen der kommenden Gesellschaft ausgehandelt werden«.
Über die Proteste der »Letzten Generation« ist viel geäußert worden. Vorrangig ging es dabei um mediale Geländegewinne und parteipolitische Selbstcharakterisierung; eher am Rande wurden bewegungspolitische Fragen wie die nach der Nützlichkeit der Aktionen debattiert. Nun wird sich eine neue Forschungsgruppe an der Humboldt-Universität Berlin und der Universität Erfurt mit dem Thema »Ökologische Konflikte« beschäftigen, die eben »nicht allein unter den politischen Parteien in Wahlkämpfen und Parlamentsdebatten ausgetragen« werden, sondern auch auf der Straße, vor Schulgebäuden, in zivilgesellschaftlichen Netzwerken. Wer dabei wen repräsentiert, wie entsprechende Ansprüche durchgesetzt, anerkannt oder abgelehnt werden und welche Konfliktdynamiken daraus entstehen, diese Fragen wollen die Forscherinnen um Vincent August (Berlin) und André Brodocz (Erfurt) bis 2026 untersuchen. »Wir vermuten, dass in den ökologischen Konflikten Konturen der kommenden Gesellschaft ausgehandelt werden. Die Institutionenordnung wird neu justiert, soziale Gruppen positionieren sich, und in diesem Prozess entstehen sehr grundlegende Konflikte mit je eigenen Dynamiken«, wird August zitiert. »Wir wollen untersuchen, ob sich an diesen Auseinandersetzungen über politische Repräsentanz neue Muster abzeichnen, wie wir künftig unsere politischen Konflikte – auch jenseits der Herausforderungen des Klimawandels – austragen«, so Brodocz. Dazu wolle das Projekt »drei konkrete Konfliktgeschehen der Gegenwart« vergleichen: »die Auseinandersetzungen um das ›Klimaurteil‹ des Bundesverfassungsgerichts, den Ausstieg aus der Braunkohleverstromung mit der sogenannten Kohlekommission und die Konflikte um die kommenden Weltklimakonferenzen«. Das Projekt wird mit rund 240.000 Euro von der Gerda-Henkel-Stiftung gefördert. (red)