Kohlendioxid als Menschheitsproblem (1983)

»Wie wir unsere Erde zum Treibhaus machen. Unterwegs zur Klimakatastrophe durch Kohlendioxid«, so lautete vor 40 Jahren der Titel einer Schweizer Aufklärungsbroschüre. Eine damals gestellte Frage ist inzwischen beantwortet: Bleibt die Menschheit kurzsichtig? Aus dem Archiv linker Debatte.

»Wie wir unsere Erde zum Treibhaus machen. Unterwegs zur Klimakatastrophe durch Kohlendioxid«, lautete 1983 der Titel einer Aufklärungsbroschüre, welche von der Nationalen Schweizerischen UNESCO-Kommission und der Schweizerischen Naturforschenden Gesellschaft herausgegeben wurde.»Weil das Kohlendioxid-Problem weltumfassend ist und jeden einzelnen von uns trifft«, heißt es da, wolle man zuerst die naturwissenschaftlichen Hintergründe erklären, »bevor der Leser mit den möglichen Auswirkungen des Treibhauseffektes, aber auch mit Gegenmaßnahmen vertraut gemacht wird.« Die Broschüre stellt außerdem Zitate von Experten zusammen, von denen wir fünf hier dokumentieren.

Ein Kampf ums Überleben
»In der Vergangenheit hat der Mensch Klimaveränderungen als Naturkatastrophen hingenommen und versucht, sich anzupassen oder in Gegenden mit besseren klimatischen Bedingungen auszuwandern. Bei den CO2-bedingten Klimaveränderungen sind jedoch völlig neuartige Aspekte im Spiel: Es handelt sich um einen von Menschen bewirkten Vorgang. (...) Für Länder und Regionen ohne jegliche Elastizität der Lebensbedingungen, wo die Bevölkerung an Unterernährung leidet und Klimaanomalien schon heute schwerwiegende Konsequenzen zeigen, wird eine zusätzliche Beanspruchung zum Lebenskampf.«
(Hans Oeschger, Physikalisches Institut der Universität Bern, 1983.)

Mensch und Klima
»In jüngster Zeit ist durch das häufige Auftreten von Dürre- und Überschwemmungskatastrophen das Interesse am Klima und seinen möglichen Auswirkungen stark gestiegen. Dabei haben wir die Erfahrung gemacht, dass wir trotz bemerkenswerter technologischer Fortschritte nach wie vor in hohem Mass vom Klima abhängig sind. Vor allem die Ernährungssicherung, die Energiebedarfsdeckung, die Wasserversorgung und nicht zuletzt Wohlbefinden und Gesundheit werden immer noch massgebend von dem jeweiligen Wetter und Klima und seiner Variabilität beeinflusst.«
(Wilfrid Bach, Forschungsstelle für Angewandte Klimatologie der Universität Münster, 1982.)

Beweise kommen zu spät
»Die Industrie erachtet den gegenwärtig dürftigen Erkenntnis- stand als keineswegs rechtfertigend für eine Drosselung der Produktion fossiler Brennstoffe. Die Ohnmacht dieser Situation ist in unseren Gesetzen verwurzelt und geht auf ein Grundprinzip des römischen Rechts zurück, nach dem eine Schuld erst bewiesen sein muss, bevor gegen den Schuldigen vorgegangen werden kann. Im »Fall CO2« dürften die hundertprozentigen Beweise wohl zu einem Zeitpunkt erbracht werden, in dem es zu spät für eine Umkehr sein wird.«
(Peter von Ballmoos, Eidgenössische Technische Hochschule Zürich, 1981.)

Bleibt die Menschheit kurzsichtig?
»Es ist heute noch nichts davon zu erkennen, dass sich das Handeln an einer längerfristigen Planung orientiert. Die Diskussionen um den Komplex Energie-Umwelt sind oft in Detailfragen erstarrt, doch nur die Sicht der Gesamtheit der Probleme und der kritische Vergleich der Möglichkeiten können zu optimalen Lösungen führen. Auch hat die Gesellschaft bisher immer erst auf Krisen reagiert, wenn sie spürbar aufgetreten sind. Im Falle der CO2-bedingten Erwärmung ist jedoch ein Handeln erforderlich, bevor die Krise einsetzt.«
(Hans Oeschger, Physikalisches Institut der Universität Bern, 1983.)

Was können wir tun?
»Wir müssen jetzt entscheiden, ob wir uns unvorbereitet den schon in naher Zukunft möglichen schwerwiegenden Auswirkungen einer Klimaänderung aussetzen, oder ob wir rechtzeitig dagegen etwas unternehmen wollen. Sollen ernsthafte Folgen des erwarteten CO2-Klimaproblems vermieden werden, müssen wir vor allem den fossilen Brennstoffverbrauch drosseln und ein Gleichgewicht zwischen Abholzung und Wiederaufforstung herstellen. Eine der wirksamsten Massnahmen ist die rationellere Energienutzung, da sie unmittelbar zur gewünschten Reduzierung des fossilen Brennstoffverbrauchs und damit der CO2-Emission beitragen kann.»
(Wilfrid Bach, Forschungsstelle für Angewandte Klimatologie der Universität Münster, 1982.)

Subscribe to linksdings

Don’t miss out on the latest issues. Sign up now to get access to the library of members-only issues.
jamie@example.com
Subscribe